Seit nunmehr über 4 Jahren ist Microsofts HoloLens verfügbar und vieles hat sich seither getan. Nicht nur die HoloLens als Gerät hat sich durch verbesserte Sensorik, die spezielle Holographic Processing Unit, bessere Ergonomie sowie neue Funktionen wie z.B. Hand- und Finger Tracking weiterentwickelt. Auch das Ökosystem rund um die HoloLens ist gewachsen. Insbesondere 3 Azure-Dienste, die wir heute vorstellen wollen, verbessern die Möglichkeiten zur Entwicklung von Mixed-Reality-Apps.
Den ersten der drei Dienste, Azure Spatial Anchors haben wir bereits vor einem Jahr in unserem Beitrag “Cross platform mixed reality mit Azure Spatial Anchors” vorgestellt. Zur Erinnerung: Azure Spatial Anchors erlaubt es, Informationen zur Position von Hologrammen in Bezug auf Ihre Umgebung mit anderen Apps zu teilen. Mit dieser Funktion lassen sich z.B. Anwendungen entwickeln, die jedem Nutzer an der entsprechend markierten Stelle Informationen darstellen. Virtuelle Museen oder ortsbezogene Sicherheitsschulungen werden dadurch leicht ermöglicht.
Azure Spatial Anchors – Quelle: Microsoft.com
Der zweite Dienst adressiert ein häufig anzutreffendes Problem in Mixed Reality Anwendungen: Das Modell, welches dargestellt werden soll, ist zu groß oder zu detailliert, um auf der HoloLens gerendert zu werden. Mit Azure Remote Rendering steht ein Dienst zur Verfügung, der das Rendering in der Cloud ausführt und den fertig gerenderten Stream an die HoloLens überträgt. Damit lassen sich jetzt auch sehr detaillierte Modelle darstellen.
Auch für die erste Version der HoloLens gab es bereits eine Option, Modelle remote zu rendern. Azure Remote Rendering hat das bereits damals angedeutete Prinzip zur Vollendung gebracht und liefert nun einen Dienst, der stabil und sehr performant das Streaming an die HoloLens übernimmt.
Azure Remote Rendering – Quelle: Microsoft.com
Im September diesen Jahres gesellte sich nun eine weitere, häufig angefragte Funktionalität in Form eines Azure Dienstes hinzu: Azure Object Anchors. Noch befindet sich der Dienst in einer private preview, verspricht aber eine Lücke zu schließen, die bislang entweder durch Marker oder Drittkomponenten gelöst werden musste. Der Service ermöglicht es, reale Objekte auf Basis ihrer virtuellen Modelle zu erkennen. Hierzu sind zwei Phasen notwendig.
In der ersten Phase, der Trainingsphase, wird dem Service ein Modell in einem der unterstützten Formate (gltf, glb, obj, fbx, ply) übergeben. Der Service nutzt das Modell und schleust es durch die dahinterliegende Trainings-Pipeline. Als Ergebnis erhält man ein trainiertes Modell, welches in die eigene Anwendung eingebunden werden kann. Die zweite Phase ist die eigentliche Anwendung. Hier muss eine Session gestartet, das Modell geladen und ein Suchbereich definiert werden. Danach wird versucht, das Objekt zu erkennen und auszurichten. Ist das erfolgt, kann die Ausrichtung gespeichert und der 3D-Inhalt an entsprechender Stelle angezeigt werden.
Lösungen zu Instandhaltung und Training, wie wir sie in unserem Beitrag “Industrielle Instandhaltung im Zeitalter von Industrie 4.0” gezeigt haben, lassen sich damit noch eleganter und vor allem ohne Marker oder sonstige Zusätze umsetzen.
Es bleibt jedoch anzumerken, dass Microsoft nicht der einzige Anbieter solcher Object Mapping Features ist. Insbesondere mit den von Vuforia bereits seit Langem verfügbaren Model Targets sowie mit der vom Fraunhofer IGD entwickelten visionLib und ihrem Model Tracking stehen Alternativen zur Verfügung, die bereits auf einen breiten Einsatz zurückblicken können.
Was den Unterscheid ausmachen könnte, ist das Preismodell hinter den Diensten. So ist z.B. Azure Spatial Anchors bis zu 10.000 Anchor-Anfragen kostenfrei (siehe Azure Spatial Anchro Prciing). Für Azure Remote Rendering stehen die finalen Preise noch nicht fest, geben aber bereits eine Indikation, dass gerade für kleinere Projekte und Proof-of-Concept-Entwicklungen die Hürde extrem niedrig liegt (siehe Azure Remote Rendering Pricing). Für Azure Object Anchors sind noch keinerlei Preisinformationen verfügbar, aber auch hier rechnen wir mit einer niedrigen Einstiegshürde, die den Wettbewerb ggf. zum Anpassen der Preise für deren Lösungen bewegen könnte.
Sprechen Sie uns an, wenn Sie Hilfe bei der Erstellung von Trainings-, Service- und Präsentationsanwendungen auf Basis von HoloLens und Azure benötigen und Ihren Nutzern hierdurch ein einzigartiges Benutzererlebnis ermöglichen wollen.