Mixed Reality im Sägewerk, ein Tischler mit einem RFID-Handschuh und Maschinen verschiedener Hersteller, die über OPC UA miteinander kommunizieren sind mittlerweile keine fernen Visionen von morgen mehr. Auf der LIGNA 2019, der weltweit größten Messe für die holzverarbeitende Industrie, waren wir von AIT vor Ort um einen Blick in die Zukunft der Branche zu werfen. Vom 27.05. – 31.05.2019 wurde den mehr als 90.000 Besuchern auf rund 132.000 m² Fläche von 1.500 Ausstellern aus 50 Ländern eindrucksvoll gezeigt, dass die digitale Zukunft der Holzindustrie schon längst begonnen hat.
Ein besonderes Highlight war die Ankündigung einer “Open Platform Communications Unified Architecture (OPC UA) Companion Specification” für die Holzindustrie. Diese Spezifikation nimmt sich einer der größten Herausforderungen beim Thema “Internet of Things” (IoT) an: Die fehlende Konnektivität zwischen den Maschinen verschiedener Hersteller und die inhomogene Datenlandschaft. Das Framework “Plug & Work”, welches unter dem Dach des European Committee of Woodworking Machinery Manufacturers (EUMABOIS) und dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) entwickelt und auf der LIGNA vorgestellt wurde, vereinheitlicht die Kommunikationsschnittstellen auf der Basis von OPC UA. Durch diese Homogenisierung des Datentransports zwischen Maschinen eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten und Geschäftsfelder und der Weg für die “Holzindustrie 4.0” wird geebnet. Der erste Entwurf ist bereits für Anfang 2020 als offizielle Draft Companion Specification angekündigt. Damit ist eine vollständige und herstellerübergreifende Vernetzung keine Zukunftsmusik mehr, sondern bald Realität.
Die Digitalisierung befeuert in der gesamten Branche einen grundlegenden Wandel. Während zum Beispiel die individualisierte Fertigung in der Vergangenheit den kleinen Betrieben gehörte, rückt die sogenannte “Losgröße 1” auch für große Unternehmen in greifbare Nähe. Ermöglicht wird dies durch die enge Vernetzung ganzer Produktionsprozesse und der Einsatz von künstlicher Intelligenz. Diese disruptive Veränderung stellt vor allem die kleinen Unternehmen vor große Herausforderungen, da diese neue Geschäftsmodelle finden müssen, um noch konkurrenzfähig sein zu können. Hinzu kommt, dass oftmals das Thema “Digitalisierung” gerade von kleineren Unternehmen als Damoklesschwert wahrgenommen wird. Dabei werden zwei wichtige Aspekte gerne übersehen:
- Digitalisierung sollte als ein Werkzeug verstanden werden, mit dem bestimmte Herausforderungen, wie ein höherer Individualisierungsgrad, Effizienzsteigerungen oder die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle angegangen werden können. Ohne eine zu lösende Zielstellung erzeugen Digitalisierungsvorhaben keinen Mehrwert.
- Für eine volle Ausschöpfung der Potenziale durch Digitalisierung sind Unternehmen auf eine Menge Spezialwissen angewiesen. Kaum ein Unternehmen besitzt bereits die Expertise, sämtliche Möglichkeiten zum einen zu identifizieren, zum anderen aber vor allem auch umzusetzen, wobei die Wirtschaftlichkeit der Vorhaben ebenfalls eine wichtige Voraussetzung ist. Unter diesen Rahmenbedingungen ist ein kompetenter Partner bei der Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben unverzichtbar.
Beide genannten Aspekte betreffen Unternehmen aller Größen, stellen aber keine unüberwindbaren Hindernisse dar. Durch eine Vielzahl an Beratungs- und Schulungsangeboten sowie spezialisierte Umsetzungspartner gibt es für jedes Unternehmen maßgeschneiderte Unterstützung bei der Konzeption und Umsetzung von Digitalisierungsprojekten.
Ein weiteres Thema auf der LIGNA waren Lösungen zur Digitalisierung bestehender Anlagen. Oftmals sind Maschinen der unterschiedlichsten Baujahre und Hersteller im Einsatz, welche ebenfalls in die “digitale Fabrik” eingebunden werden müssen. Um diese Brücke zwischen der physischer und der digitalen Welt zu vollenden werden eine Vielzahl an Lösungen angeboten, wie zum Beispiel Werkzeug- und Materialverwaltung mittels QR-Codes. In der Regel lassen sich diese Lösungen leicht und kostengünstig in bestehende Systeme integrieren und stellen damit eine gute Alternative zu kostspieligen Neuanschaffungen von Maschinen dar.
Auch im Bereich Internet of Things (IoT) gab es auf der LIGNA einiges zu sehen. Verschiedene Hersteller präsentierten ihre IoT-Lösungen, welche die Grundlage für eine vernetzte Produktion darstellen. Einige Unternehmen setzen dabei auf geschlossene und herstellerorientierte Lösungen, welche besonders auf die eigenen Maschinen angepasst sind. Andere Firmen verfolgen einen offenen und kundenfokussierten Ansatz, um mit möglichst vielen Herstellern und Maschinen kompatibel zu sein. Ein Beispiel für einen offene IoT-Lösung kommt von unserem strategischen Partner tapio, den wir bei der Entwicklung eines offenen, digitalen Ökosystems für die Holzindustrie unterstützen.
Ein weiteres Highlight zum Thema IoT war natürlich das große Finale des Hackathons “Hack the Wood”, welcher von tapio in der Woche vor der LIGNA im Microsoft Cloud Studio in Berlin mit Unterstützung von AIT und Microsoft veranstaltet wurde. Beim finalen Pitch durften Vertreter der fünf teilnehmenden Teams die Lösung zu ihrer jeweiligen Challenge vor einer Jury, bestehend aus Vertretern der Firmen Henkel, Hettich, HOMAG, Microsoft und Venjakob, präsentieren. Das Gewinnerteam wird von tapio noch offiziell bekannt gegeben.
Die Digitalisierung ist nun auch in der holzverarbeitenden Industrie allgegenwärtig. Durch die relativ späte Durchdringung in der Holzindustrie hat sich nun eine große Fülle an Themen regelrecht “angestaut” und prasselt jetzt auf die Unternehmen ein: Digitalisierung, IoT, Augmented/Mixed Reality, Agilität sowie Wissensmanagement (insbesondere vor dem Hintergrund des aktuellen Fachkräftemangels) sind Schlagwörter, die auf die LIGNA 2019 immer wieder auftauchten. Gleichzeitig war eine regelrechte Aufbruchstimmung zu spüren, denn in der “Holzindustrie 4.0” gibt es zahlreiche Chancen und Potenziale, die es zu erkunden gilt.
Falls Sie auf der Suche nach einem starken Umsetzungspartner für Ihre Digitalisierungsvorhaben sind, dann sprechen Sie uns gerne an. Sie sind noch nicht überzeugt? Dann werfen Sie einen Blick auf unsere Fallstudie zur Entwicklung bei tapio oder kommen Sie bei unserem nächsten IoT-Workshop vorbei. Mit unserem Wissen und Kompetenzen zu neuesten Technologien im industriellen Umfeld unterstützen wir Sie gerne bei der Bewältigung Ihrer digitalen Herausforderungen!