Es ist längst ein sogenanntes “Buzzword” geworden – und doch steckt so viel mehr dahinter: Digitalisierung. Sie hält auch Einzug in die kunststoffverarbeitende Industrie und wirbelt einiges durcheinander. Um nicht den Durchblick und Fokus zu verlieren, möchte ich meine Eindrücke von der Fakuma 2018, der Messe für die kunsstoffverarbeitende Industrie, schildern.
Da AIT u.a. auch Kunden in der kunststoffverarbeitenden Industrie unterstützt, ist es sehr interessant für uns, welche Themen die Branche bewegen. Schon an den Plakaten und Slogans an den Ständen wird deutlich, dass “Digitalisierung” und “Industrie 4.0” ein großes Thema ist und längst noch nicht im “Daily Business” vollständig angekommen ist. Man merkt, dass immer noch große Unsicherheit herrscht, wie sich diese Themen entwickeln und den Markt verändern werden.
Vor allem die Hersteller von Spritzgießmaschinen gehen die ersten Schritte und vernetzen ihre Maschinen. Die abgedeckten Szenarien drehen sich meist um Monitoring, Fernwartung und z.T. schon Predictive Maintenance. Hier wird hauptsächlich auf vertikale hauseigene Lösungen gesetzt. Es gibt also eine Vielzahl an verschiedenen Plattformen. Zwar wird in der Branche auch von der Vision von horizontalen Plattformen gesprochen, also der Vernetzung von allen möglichen Maschinen verschiedenster Hersteller. Es scheint aber vorerst bei der Vision zu bleiben. Auf Rückfrage im persönlichen Gespräch, ob ein Drittanbieter seine Maschinen oder Geräte (z.B. zusätzliche Sensoren, Temperiergeräte oder Roboter) in die vorgestellten Lösungen integrieren könne oder ob der Kunde die Daten auch selbst nutzen bzw. einer Drittanbietersoftware zur Verfügung stellen könne (z.B. über eine API), so bekommt man in der Regel ein zaghaftes “Möglich” mit einem hinterhergeschobenen “aber zum Teil eingeschränkt” zu hören.
Eine große Chance scheint hier die Spezifikation Euromap 77 zu sein. Aus eigener Erfahrung in Projekten können wir dies bestätigen. Die Euromap 77 definiert eine standardisierte und offene Schnittstelle, um über OPC UA Daten mit den Spritzgießmaschinen auszutauschen und z.T. Befehle zu senden. Sie wurde erst dieses Jahr im Mai veröffentlicht, doch die Hersteller wollen sie baldmöglichst umsetzen. Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Vernetzung der gesamten Wertschöpfungskette. Die ebenfalls im Mai 2018 veröffentlichte Euromap 83 geht jedoch noch weiter. Mit der Umsetzung dieser Spezifikation lassen sich dann auch Daten von Peripheriegeräten austauschen.
Neben der Vernetzung der Wertschöpfungskette sind auch andere Bereiche von der Digitalisierung betroffen, z.B. der Service und die Schulung an neuen Maschinen. Fernwartung mit Datenbrillen wie bei “Eve augment” von Hahn Automation, bei denen der Techniker im Büro das gleiche sieht wie der Maschinenbediener vor Ort und gezielt Anweisungen geben kann, sollen den Service erleichtern und effizienter machen. KraussMaffei geht bei Schulungen neue Wege: Komplexe Sachverhalte z.B. bei der Programmierung der Roboter werden mithilfe der HoloLens visualisiert.
Die Digitalisierung schreitet mit schnellen Schritten voran und wirbelt einiges durcheinander, bietet aber immense Chancen. Möchten auch Sie die Digitalisierung meistern und nicht den Durchblick verlieren? Wir unterstützen Sie gerne!